CHILE
(Auszüge aus dem Referat  von Ingrid Kornberger, 7B)

Land und Leute

 Allgemein: In Chile haben wir eine Wachstumsrate von 1,8 Prozent (ø 1990-98). Die Menschen teilen sich sehr ungleich auf Stadt und Land auf. Es leben rund 84% der Bevölkerung in der Stadt und nur 16% auf dem Land (Vergleich: Österreich: 65% Stadt; 35% Land).

Die Lebenserwartung liegt bei Männern niedriger als bei Frauen, aber im Durchschnitt werden die Menschen in Chile 75 Jahre alt, wobei die Kindersterblichkeitsrate bei 12 Sterbefällen pro 1000 Lebendgeburten liegt (1998).

Der Alphabetisierungsgrad ist für ein südamerikanisches Land sehr hoch, es gibt nämlich in Chile nur rund 5 % Analphabeten (Vergleich: Österreich: 1% Analphabeten).

In Chile haben wir 91,6 % Weiße und Mestizen, 6,8 % Indianer und 1,6 % andere ethnische Gruppen.

 

Klima und Vegetation

Das Land liegt im Norden in der subtropischen Zone, der Rest gehört dem gemäßigten Klima an.
Chile läßt sich von Norden nach Süden in fünf Landschaftsräume gliedern.
  
Der „Große Norden" besteht im wesentlichen aus der Atacama-Wüste. Die Temperaturen sind hier relativ niedrig. Das Jahresmittel liegt zwischen 16 und 18°C. Auch die Niederschläge sind gering, sie liegen nämlich unter 100 mm pro Jahr. Die Vegetation dort ist sehr gering, da die Atacama-Wüste zu den trockensten Gebieten der Erde zählt. Nur in der Nebelregion an der Küste gibt es Zwergsträucher und Sukkulenten.
    Der „Kleine Norden", der sich südlich des Río Huasco befindet, weist ebenfalls geringe Jahresniederschläge von 100 bis 250 mm auf. An Pflanzen findet man dort vor allem Zwergstrauchformationen und Kakteen. In Europa würde dies in etwa Zypern entsprechen.
    In „Mittelchile" herrscht warm-gemäßigtes Klima mit mittleren Jahrestemperaturen von 13 bis 15°C und Niederschlägen bis zu 2000 mm im Jahr. Die Flora dort setzt sich zusammen aus verschiedensten Hartlaubgehölzen. Dies entspricht der Region Mittelitalien in Europa.
    Der „Kleine Süden" zwischen Concepción und dem Golf von Ancud hat kühl-gemäßigtes, immerfeuchtes Klima (Jahresmittel 12°C) mit ganzjährigen Niederschlägen von bis zu 1000 mm. Vergleichbar ist dieses Klima mit Österreich.
  
Im anschließenden „Großen Süden" herrscht kühl-gemäßigtes Klima (Jahrestemperaturmittel 6 bis 8°C), das nach Süden zu in subpolares Klima übergeht. Die dort vorherrschende Vegetation ist subantarktischer Regenwald mit immergrünen Südbuchen, weiter nordwärts wachsen immergrüne Laub- und Nadelwälder mit Araukarien.

Klimadiagramm von Santiago

 

Wirtschaft

 Allgemein: Das chilenische Volk genießt einen der höchsten Lebensstandards Südamerikas. Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahre 1998 auf 78 738 Millionen US-Dollar geschätzt, was pro Kopf so viel wie 5 545 US-Dollar sind, also rund 4 000 €uro. Das Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftssektoren in Chile (1998):

62% - Dienstleistungen
30% - Industrie
7% - Landwirtschaft

Der Staatshaushalt ist relativ ausgeglichen. Einnahmen und Ausgaben halten sich bei etwa 10,9 Milliarden US- Dollar (1993) die Waage. Die Inflation beträgt 9,3% (ø 1990-98). Die Währung ist der chilenische Peso (Ch$) welcher 100 Centavos entspricht.

Im letzten Jahrzehnt hieß das Motto der chilenischen Wirtschaft Exportorientierung statt – wie früher – Industrialisierung für den Binnenmarkt („Importsubstitution"). Damit richteten sich alle Bemühungen auf die Außenmärkte. Die Bedürfnisse der Bevölkerung fanden keine besondere Berücksichtigung mehr. Die Umstellung wurde durch Investitionen aus dem Ausland und durch Kredite internationaler Banken unterstützt. Da der Staat zudem auf jegliche Eingriffe verzichtete, entwickelte sich die Exportproduktion entsprechend der Marktnachfrage. Verfügte Chile 1970 nur über 140 Exportprodukte, hatte sich die Exportpalette 1990 auf 1500 Produkte erweitert. Insgesamt bewirkte die Liberalisierung der Wirtschaftspolitik eine „Entfesselung" der produktiven Kräfte. Das zeigte sich in einem explosiven Wirtschaftswachstum.

Export: Die wichtigsten Exportgüter des Landes sind Industrieprodukte und Kupfer (rund 40% der bekannten Kupferweltreserven). Daneben gewinnen Lebensmittel- und Fischprodukte zunehmend an Bedeutung. Obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan seine Haupthandelspartner sind, exportiert Chile heute Äpfel, Nektarinen, Pfirsiche und Wein in über 40 Länder der Welt. Gold, Silber, Molybdän und Kobalt sind wichtige Bodenschätze des Landes, das auch seine Kohle- und Erdgasreserven nutzt und hydroelektronische Energie produziert.

Import: Die meisten eingeführten Güter fassen sich zusammen in Investitionsgüter, Ersatzteile, Rohstoffe, Erdöl und Nahrungsmittel.

Industrie: Über die vergangenen 10 Jahre hinweg konnte die Industrie jährliche Zuwachsraten von 7% erzielen, allen voran die Kupferindustrie. Wachstumsbranchen sind daneben die chemische und Elektroindustrie sowie die Fahrzeugherstellung (30% des Exportwertes).
  
Die wichtigsten Industriezweige sind Nahrungsmittel-, Textil-, Eisen- und Stahlindustrie. Dem Bergbau kommt seit langem besondere Bedeutung zu. Er beschäftigt zwar nur noch 2% der Erwerbstätigen (1994), bestreitet aber mehr als die Hälfte des Ausfuhrwertes. Insbesondere die nördlichen Regionen sind reich an Bodenschätzen. In Mittel- und Südchile wird Steinkohle, in Feuerland Erdöl (seit 1945) und Erdgas gefördert. Die großen Wasserkraftreserven werden erst zu einem geringen Teil für die Stromerzeugung genutzt. Vorgesehen ist auch die Erschließung der geothermischen Energiequellen in der Atacama.

Chilenische SchafzuchtLandwirtschaft: Etwa ein Viertel der Staatsfläche wird landwirtschaftlich genutzt, (davon ¾ Wiesen und Weiden und ¼ Äcker) ein weiteres Viertel ist bewaldet. Angebaut werden Kartoffeln, Getreide, Gemüse, Ölpflanzen und Tabak sowie hauptsächlich für den Export Obst und Wein. Die Produktion von Gemüse, Obst und Wein, die zu 90% in den Export ging, verdoppelte sich zwischen 1985 und 1990.
Der Anbau konzentriert sich – wie die Holzwirtschaft – auf das klimatisch begünstigte Mittelchile, die Viehzucht (Rinder, Schweine, Schafe) auf den Süden.

Forstwirtschaft: Von Jahr zu Jahr stiegen die Holzeinschlagsraten. Allein zwischen 1987 und 1989 wurde der Holzeinschlag um die Hälfte ausgeweitet. 50% allen Holzes geht in Form von Vorprodukten in den Export („Chips": Holzspäne). Den größten Anteil – mit 40% - nimmt dabei die Zellulose ein (7% des Exportwertes).

Fischerei: Chile besitzt die größte Fischfangflotte Lateinamerikas und gehört zu den 5 bedeutendsten Fischfangnationen der Welt. 94% der Anlandungen wird zu Fischmehl verarbeitet, 85% davon exportiert (9% des Exportwertes).

Kupferabbau in Chile8.8. Bergbau: Chile bezieht allein 39% seiner Exporteinnahmen aus dem Kupferexport. Das überwiegend im Tagebau gewonnene Erz wird zu den weltweit niedrigsten Kosten produziert. Dabei werden im Kupferbergbau sogar relativ hohe Löhne gezahlt, ein Indiz für die hohe Arbeitsproduktivität. Die breite Palette weiterer Metallerze wird von Molybdän angeführt, bei dem Chile über die zweitwichtigsten Weltvorkommen verfügt (45% des Exportwertes).

8.10. Folgen: Die hohen Wachstumsraten bestätigen auf den ersten Blick das Konzept der Exportierung und der Marktliberalisierung. Bei einem Blick hinter die Exportzahlen erfährt das positive Bild allerdings eine Eintrübung: Exportausrichtung und Marktliberalisierung machten Chile kreditfähig – allerdings mit der Folge einer hohen und unaufhaltsam wachsenden Auslandsverschuldung.

Sie zog weitere Probleme nach sich: Im ersten Jahrzehnt der neuen Politik zerbrachen 2 250 Unternehmen im scharfen Wind des Weltmarktes. Durch die Modernisierung der verbliebenen und durch die Neugründung von Betrieben, die vorwiegend durch das Ausland kontrolliert werden, wurde der Industrialisierungsgrad zwar insgesamt erhalten (Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigte 1970: 1 277 – 1986: 1 245). Jedoch stehen heute wenige Großbetriebe, die sich über Auslandskredite die internationale Konkurrenzfähigkeit verschafft haben, einer Vielzahl an Kleinbetrieben gegenüber, an denen die Entwicklung vorbeigegangen ist. Sie sind überaltert und häufig unrentabel.