Auszüge aus der GWK-Fachbereichsarbeit von Karin
BRUCHMANN, 8.C, 1997/98 :
"Die ökonomischen und ökologischen Aspekte
der 380 – KV - Leitung. Vor – und Nachteile einer umstrittenen Trasse".
Die
ökonomischen und ökologischen
Aspekte
der 380 – KV - Leitung.
Vor – und Nachteile einer umstrittenen Trasse
Aufgaben
des 380 - KV - Höchstspannungsnetzes
Der Verbund meint,daß
a) auf dem Gebiet der Energiewirtschaft ein 380-KV - Netz
zur optimalen Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten dient und durch
diese Trassen künftig zwischen Ost- und Westeuropa energiewirtschaftliche
Beziehungen geschlossen werden können.
diese Leitung künftig "saubere" Energie (siehe Anmerkungen) aus
den Wasserkraftwerken der Donau und der Alpen in die verbrauchsstarken
Gebiete im Osten und Südosten Österreichs transportieren kann,
wobei außerdem noch Versorgungsprobleme im steirischen Netz behoben
werden können. Das bedeutet, daß jeder Verbrauchsschwerpunkt
von zwei Seiten aus mit Strom versorgt werden kann.
Gründe
für den Bau des 380 - KV - Netzes
Seit 1980 wird über das Projekt verhandelt, seit 1988
war es durch einen negativen Naturschutzbescheid blockiert.
Jetzt soll gebaut werden, weil:
a) das Gutachten ( siehe Kapitel 2.4 ) den sofortigen Bau empfiehlt.
b) die Burgenländische Landesregierung grundsätzlich
die Notwendigkeit der Leitung anerkannt hat - allerdings mit gewissen Bedingungen.
c) der Verwaltungsgerichtshof im Frühjahr 1993 den damaligen
negativen Naturschutzbescheid aufgehoben hat.
d) das Burgenland keine eigenen Kraftwerke besitzt, und
deshalb täglich viele Kilowatt Strom von der Donau oder den Hohen
Tauern ( " Verbundstrom" ) ins Burgenland fließen ( wobei dort der
Stromverbrauch ständig steigt ) müssen.
e) die österreichischen Stromabnehmer hauptsächlich
über 110 - KV – Leitungen (deren Bauzustand auf weite Strecken als
bedenklich bezeichnet wird ) versorgt werden. Von der E - Wirtschaft wird
behauptet, daß dieses 110 - KV - Netz im Burgenland völlig
ausgelastet ist. Aber in der BF - Sondernummer ( Nr. 52; 28. Dezember
1994; Seite 124) wurde aufgedeckt, daß sich diese Schwäche nur
auf einen kleinen Abschnitt , nämlich die Strecke St. Martin -
Mattersburg beschränkt.
Die bestehende 220 - KV - Nord - Süd - Verbindung (von Wien über
die Steiermark nach Kärnten) ist restlos überlastet, kann
oft nicht einmal ordnungsgemäß gewartet werden, weil
sie im Dauereinsatz und sehr hoch "ausfallgefährdet" ist (
von den Befürwortern werden immer wieder Terroranschläge auf
Strommasten als mögliche Ausfallursache angeführt ). Und eine
Stunde Stromausfall kostet in Österreich wiederum 300 Millionen
Schilling.
Eine weitere Behauptung der E - Wirtschaft ist, daß, wenn weitere
Industriebetriebe ans Netz gehen und es einen besonders strengen Winter
gibt, es zu einem Stromkollaps käme. Dem gegenüber behaupten
die Gegner, daß jedes diese Systeme bei seiner stärksten Beanspruchung
am kältesten Wintertag zu weniger als 70% ausgelastet sei.
f) die Schließung des Höchstspannungsringes im Burgenland
und in der Steiermark alle Probleme dieser Region lösen würde.
g) diese 380 - KV - Leitung wesentlich zur Verminderung des
Übertragungsverlustes beiträgt . Sie dient damit dem Stromsparen.
h) der Verbund meint, daß ein wirtschaftlicher Aufschwung
durch den EU - Beitritt im Burgenland zu erwarten ist. Das heißt,
daß die Industrie ( die jetzt bereits 17% des Stromes verbraucht
) um 100% wächst. Damit würde die Auslastung der 110 - KV - Leitung
um weitere 17% steigen. ( Faktum ist , daß man sich momentan in Europa
schon bei einem Wirtschaftswachstum von 2% freuen darf ).
i) Ein weiteres Argument für den Bau war die Behauptung
, daß im Winter kalorische Kraftwerke betrieben werden
müssen , weil die Donauenergie aus Leistungs - Kapazitätsgründen
nicht transportiert werden kann. Aber es wurde nicht erwähnt, daß
sich Strom aus Wasserkraft ( vor allem im Sommer, weil eben in dieser Jahreszeit
ein hoher Wasserstand zu verzeichnen ist ) und Strom aus kalorischen Kraftwerken
( vor allem im Winter, weil hier ein sehr niedriger Wasserstand ist ) ergänzen.
Trassenweg
in der Steiermark
Im wesentlichen führt diese Trasse vom Umspannwerk bei Rotenturm
westwärts nach St. Johann in der Haide, weiter von dort
südwestlich über den Raum Blaindorf und Pischelsdorf
zum Umspannwerk Oststeiermark im Bereich Gleisdorf / Hofstätten.Von
dort wird die Trasse dem Raabtal entlanggeführt, südwärts
bis St. Margareten an der Raab, von dort wiederum das
Goggischtal aufwärts nach Krumegg und schließlich
über Empersdorf und Mellach zum Umspannwerk Kainachtal
bei Zwaring.
Die betroffenen Gemeinden im Bezirk Hartberg sind:
w St. Johann
w Buch
w Kaindorf
w Hartl
w Ebersdorf
Allgemeine
Fakten zur Leitung
a) Länge der 380 - KV - Leitung :
Im Endausbau wird der gesamte österreichische 380 - KV - Ring über
eine Strecke von 1.500 km führen. Tatsache ist, daß davon
bereits 900 km fertiggestellt sind ( die Leitung besteht bereits
in Nieder - und Oberösterreich; in Salzburg ist sie in Bau ), und
bei den restlichen zu errichtenden 600 km, führen .je 100
km durch das Burgenland und die Steiermark.. Diese
Strecke ( von Rotenturm nach Zwaring bei Graz ) macht also nur ca. 6% des
gesamten Leitungsringes in Österreich aus..
b) Kosten :
Von Wien bis ins Kainachtal wird diese 380 - KV - Leitung rund 2 Milliarden
Schilling kosten.( diese Summe wurde 1988 genannt; es wird allerdings nicht
bestritten, daß sich diese Summe nur auf den Abschnitt Wien - Süd
- Rotenturm bezieht).
c) Baubeginn
In den letzten Jahren wurden von der Verbund -AG als möglicher
Baubeginn zwei Termine genannt:
entweder im Jänner 2000 oder im Mai 2002.
Allerdings wurde noch mit keinem Wort auf die Bedenken der Bürgerinitiativen
eingegangen.
Bauzeit :
2 Jahre; Fertigstellung im Jahre 2002 bzw. 2004.
Weitere
Vorteile der Trasse
(
laut Verbund )
Neben den im Kapitel 2.3. ( Seite 8f ) angeführten
Gründen für den Leitungsbau, seien folgende genannt:
1) Sichere Stromversorgung aller neun Landesnetze für die
nächsten Jahrzehnte. Folgendes wurde im 124 seitigen Gutachten festgestellt:
a) Im heutigen Ausbauzustand ist das Höchstspannungsnetz
des Verbund auf das Höchste ausfallgefährdet:
Ausfallgefährdete Gebiete liegen im Raum zwischen Wien - Südost
- Obersielach - Tauern und Ernsthofen. Die Ausfälle des 220 - KV -
Netzes wirken sich auf das 110- KV - Netz insofern aus, als vor allem die
Stromkreise, die von Hessenberg oder vom Raum Graz ausgehen, betroffen
sind.
b) Aus Gründen der Versorgungssicherheit in Österreich
ist die geplante 380 - KV - Leitung von Wien bis in den Raum Graz notwendig:
Das Höchstspannungsnetz der Verbund - Gesellschaft und die Landesnetze
der BEWAG und der STEWEAG sind nach internationalen Standard nicht versorgungssicher.
Die Schwachstellen befinden sich großflächig im 220 - KV - Netz,
die durch fehlende Übertragungskapazität gegeben sind. Während
die Überbelastungen des 110 - KV - Netzes durch Rückwirkungen
des 220 - KV- Netzes verursacht werden. Weiters gibt es im Burgenland fehlende
Einspeisungen, die bei Ausfall einer einzigen Leitung zu einer großflächigen
Versorgungsunterbrechung führen.
"Stromarme Gebiete" sind das Burgenland, wo kein einziges nennenswertes
Wasserkraftwerk in Betrieb steht und die Oststeiermark, wo rund 30 kleine
Kraftwerke lediglich ca. 6% des Verbrauches der Region bewältigen
c) Die Schwachstellen im burgenländischen und steirischen
Netz können gleichzeitig durch den Bau dieser Leitung saniert werden:
Die 380 - KV - Trasse verbindet Wien - Südost mit dem Umspannwerk
Kainach. Auf dieser Strecke befindet sich das Umspannwerk Rotenturm, welches
eine leistungsfähige Einspeisung in Süd - Burgenland ermöglicht
- ohne eine zusätzliche 110 - KV - Leitung. Dazu kommt, daß
dann das Umspannwerk Ost - Steiermark einen Netzbereich im Osten des STEWEAG
- Netzes mitversorgen könnte, wodurch dann eine Netztrennung möglich
wäre ( die laut der Gutachter dringend notwendig wäre ).
2) Die Übertragungsverluste sinken auf weniger als 1/3
gegenüber dem 220 - KV – Netz. Diese Trasse spart enorm viel
Strom : Nämlich pro Jahr soviel, wie ein mittleres Donaukraftwerk
jährlich erzeugt.
a) Weiters ist diese Leitung notwendig, um das Ziel "Energie
sparen" zu erreichen: Die Einsparung der maximalen Verlustleistung beträgt
135MW und die Einsparungen der jährlichen Verlustarbeit erreichen
141 Mio. kWh. Somit ergibt sich aus der Gesamtkostenbilanz eine volkswirtschaftliche
Einsparung von jährlich 377 Mio. Schilling.
Nachteile
der Trasse
Bestehende
Mängel am Gutachten
Dipl. Ing. Lothar Rausch vom Ökologie - Institut Darmstadt
bekam von der Bürgerinitiative Süd den Auftrag, das vorliegende
Gutachten, welches die Vorteile der 380 – KV – Trasse aufzeigt, kritisch
zu durchleuchten.
Ergebnis: Bei Fragen der Wirtschaftlichkeit und der Bewertung
von Alternativen wurden falsche Annahmen getroffen ( siehe unten ), die
zu einer unhaltbaren Gesamtaussage führten. Es sollte anschließend
ein weiteres unabhängiges Gutachten erstellt werden, aber dazu
kam es nicht, weil sich der Minister für wirtschaftliche Angelegenheiten
weigerte, die dafür notwendigen Daten und Informationen zur Verfügung
zu stellen.
Die oben genannten falschen Annahmen beziehen sich auf Folgendes:
-
es gab falsche Annahmen über Strompreise, die mehr als doppelt so
hoch liegen, wie marktüblich
-
man schloß Varianten aus, die an anderen Stellen im Gutachten als
denkbar angesehen werden
-
es fehlen Aussagen über den sinnvollen Netzausbau bei stärkerer
europäischer Integration
-
dezentrale Erzeugungsmöglichkeiten werden diskreditiert durch unrealistische
Annahmen
-
notwendige Ausbaumaßnahmen auf den unteren Spannungsebenen werden
mit dem Trassenbau vermischt
Auswirkungen
auf die Gesundheit
Elektrosmog
:
Was den "Elektrosmog" betrifft, gibt es unterschiedliche
Meinungen bzw. Studien.
Dr. Michael Kunze ( Mitglied des obersten Sanitätsrates
Österreichs und Vorstand des Institutes für Sozialmedizin in
Wien ) und sein Team erstellten zur Frage, ob es eine Gesundheitsgefährdung
durch elektromagnetische Felder von Hochspannungsleitungen gibt, eine umfassende
Studie :
a)Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise, daß durch
elektromagnetische Felder
( ="Elektrosmog" ) die menschliche Gesundheit gefährdet wird.
b)Ein Zusammenhang zwischen Krebs bei Kindern und Hochspannungsleitungen
läßt sich aus der wissenschaftlichen Literatur nicht ableiten.
c) Die vorbildlichen Schutzbestimmungen ( siehe unten ) reichen
nach Ansicht von Professor Kunze aus.
d)Baubiologen sind der Meinung, daß Elektromagnetische
Felder ( siehe Anmerkungen ) gesundheitsschädigend seien, aber es
konnte durch zahlreiche Untersuchungen nie erwiesen werden, daß es
durch energietechnische Wechselfelder niedriger Frequenz ( 50 Hz
) zu einer Gefährdung oder Schädigung des Menschen kommt.
Schutzbestimmungen:
... sind in Österreich sehr streng. Es wurde für die Stärke
von elektromagnetischen Feldern eine "Stoptafel" errichtet, die
sogenannten Grenzwerte, die laut WHO ( Weltgesundheitsorganisation ) nach
wie vor gültig sind. Diese Grenzwerte werden von den 380- KV - Leitungen
strikt eingehalten bzw. sie unterschreiten sie sogar im Bereich der magnetischen
Felder.
Ein Gesundheitsgutachten wurde allerdings nicht erstellt. Man gab sich
ganz einfach mit den Aussagen eines Technikers ( ! ) zufrieden.
Allerdings gibt es eine Stellungnahme von Prof. Dr. Ulrich Warnke
( Vorstand des Institutes für Biomedizin und Technische Medizin
der Universität des Saarlandes ), der zur 380 - KV - Leitung ein ausdrückliches
Gesundheitsrisiko feststellte.
Die
Ergebnisse einer schwedischen Langzeitstudie zeigen:
Auswirkungen beim Menschen :
Im Bereich von Hochspannungsleitungen erkranken Erwachsene doppelt so
oft, Kinder sogar vier mal so oft an Blutkrebs. Weiters kommt es zu Streß,
Herz - Kreislauf - Störungen, Blutbildveränderungen und Beeinträchtigungen
des Immunsystems.
Auswirkungen bei Tieren :
Bienen z. B. verlieren den Orientierungssinn und reagieren mit Streß.
Auswirkungen bei Pflanzen:
Es gab bereits Ernteausfälle bei bestimmten Kulturpflanzen im Leitungsbereich
zu verzeichnen.
Über das Sterberegister wurde festgestellt, daß Personen
mit Berufen in der Elektrizitätsbranche eine deutlich erhöhte
Krebssterblichkeit im Vergleich mit Personen aus anderen Gruppen aufweisen.
Von fünf Studien dieser Gruppe bestätigten vier diese besorgniserregenden
Ergebnisse.
Es wurde auch festgestellt, daß es sogenannte "Elektrosensible"
( wie sie sich selber nennen ) gibt. Diese klagen allerdings nicht über
Krebs, sondern sie fühlen Erschöpfung, Nervosität, Schlaflosigkeit,
Depressionen, schnelle Alterung z.B. der Sehkraft, mangelnde Regeneration
und vieles mehr, wenn sie chronisch elektrisch - magnetischen Feldern ausgesetzt
sind.
Atomstrom
Die Energie, mit der wir unsere Geräte betreiben, enthält
bereits schon einen geringen Anteil an "Atomstrom" ( z. B.: Tirol erhält
im Winter von Atomkraftwerken in Bayern Strom und Bayern bekommt dafür
im Sommer von Tirol die vor allem aus Wasserkraft erzeugte elektrische
Energie), und dieser ist völlig unabhängig von der 380- KV- Leitung.
Allerdings ist der Bau der 380- KV -Leitung Wien Südost - Kainachtal
die kürzeste Verbindung von den Atomkraftwerken Mochovce, Bohunice
(Slowakei) und Dukovany ( Tschechien ) zum größten Stromimporteur
Europas: Italien.
Dieser Atomtransit wäre deshalb möglich, weil die ursprüngliche
Planung eine zusammenhängende Schiene vom slowakischen Stupava
über Wien - Bisamberg - Wien - Südost - Rotenturm/ Pinka zum
Umspannwerk Kainachtal vorsieht. Das ist genau die Verbindung zum Atomkraftwerk
Mochovce.
Würde die 380 – KV – Trasse im Burgenland und in der Steiermark
gebaut bzw. fertiggestellt werden, würde das die Fertigstellung bzw.
den Ausbau der Ost – Atomkraftwerke bedeuten und somit bestünde eine
Gefahr für ganz Mitteleuropa.
Zu dieser Behauptung die Stellungnahme des Verbund:
"Es gibt keinen Vertrag zum Transit von Strom aus dem AKW Mochovce.
Es wird auch nie einen geben, weil keine Leitung in die Slowakei besteht".
Faktum ist, daß durch die Schließung des 380 - KV - Ringes
in Österreich der Stromtransit von Tschechien, Slowakei und Ungarn
in die westlichen Importländer möglich ist.
Die Kraftwerke im Osten werden zur Zeit "modernisiert" und dafür
werden Kredite in Milliardenhöhe aufgenommen, die wiederum durch billige
Stromexporte in den Westen getilgt werden sollen, wofür das 380
- KV - Höchstspannungsnetz, vor allem durch das Burgenland und die
Steiermark, der kürzeste Weg ist.
Die ÖVG will Österreich die zentrale Rolle eines Stomtransitlandes
zwischen den westeuropäischen Partnern und darüber hinaus, auch
zwischen den RGW - Ländern und den UCPTE - Mitgliedern, sichern.
Deshalb hat man mit der Genehmigung des Aufsichtsrates beschlossen ( 1980
), mit einem Investitionsprogramm für den Aufbau und Ausbau eines
zweisystemigen 380 - KV - Stromtransportsystem zu beginnen.
In der Preisbasis 1980 beläuft sich dieses Konzept auf 17 Milliarden
Schilling.
Im europäischen Verbund wird zwar nicht direkt der Strom aus den
Atomkraftwerken von Frankreich oder Osteuropa geliefert werden, weil die
Leistungsdistanzen zu groß sind, aber die Exporte in Länder,
die z.B. an Frankreich angrenzen machen Kapazitäten frei, die dann
nach Österreich exportiert werden können.( Deutschland liefert
z.B. schon jetzt Atomstrom aus eigener Erzeugung ).
Landschaftsbild
Im Vergleich zur Erstplanung hat sich in der technischen Entwicklung
einiges verändert :
a) Bei der Färbelung von Masten, Isolatoren und Leiterseilen
werden "Tonfarben" (umweltfreundlich) verwendet, die sich den natürlichen
Farben der Landschaft anpassen. Diese Tatsache, daß man bei der Färbelung
so Rücksicht auf das Landschaftsbild nimmt, ändert nichts daran,
daß es durch den Elektrosmog zu Gesundheitsgefährdungen kommen
kann.
b) Die Regelmasthöhe schrumpft von 51 m auf 42 m.
Der Burgenlandmast
...wurde zur maximalen Schonung des Landschaftsbildes von den Ingenieuren
der Verbundgesellschaft entwickelt. Dieser Mast läßt sich kaum
noch von den 220 - KV - Leitungen unterscheiden, weil man ihn heute bereits
um 20% niedriger bauen kann, als noch vor wenigen Jahren. Außerdem
ermöglicht er die Mitführung der bestehenden 110 - KV - Leitungen.
Somit würden 300 Hochspannungsmaste demontiert und rund 40 km Leitungen
am 380 - KV- Netz mitgeführt werden.
Die
politischen Dimensionen
Die
Stellungnahmen der betroffenen oststeirischen Gemeinden
Volksabstimmung
Am 28.1.1996 fand eine Volksabstimmung in den steirischen Gemeinden
statt, bei der die Gemeindebewohner den Auftrag an die Bürgermeister
gaben, sich für eine verfassungsrechtliche Überprüfung des
Starkstromweggesetzes und für eine betreiberunabhängige Überprüfung
des Bedarfs für eine solche Leitung einzusetzen. Doch die Verbund
- AG ging auf keine einzige Forderung der Gemeinden ein.
Ergebnis der Volksabstimmung:
94% der Bürger nahmen an der Volksabstimmung teil, davon haben
56% der absoluten Stimmberechtigten gegen die 380 - KV - Leitung gestimmt.
Stellungnahme
der Bürgermeister
Bei Bürgermeister Grassl ( Hartl ) und Bürgermeister Leopold
( Empersdorf ) bat ich um Stellungnahme zu folgenden neun Fragen:
1) Ich bitte Sie um eine allgemeine Stellungnahme zur Trasse bzw.
im konkreten ob Sie für oder gegen den Bau dieser 380 - KV - Leitung
sind:
Bürgermeister Leopold erklärte, daß aufgrund des Ergebnisses
von der Volksabstimmung 1996 ( 94% sprachen sich gegen das Projekt aus
) die Gemeindevertretungen verpflichtet sind, alle rechtlichen und politischen
Mittel auszuschöpfen um einen Leitungsbau zu verhindern.
Bürgermeister Grassl befürchtet eine Schwächung der regionalen
Energieversorger, wenn es zu einem Bau dieser Trasse kommt. Aufgrund des
eindeutigen Ergebnisses der Volksbefragung ist Herr Grassl gegen einen
Bau.
2) Können Sie gerechtfertigte Gründe für bzw. gegen
einen Bau nennen?
Herr Leopold führt in seinem Schreiben an, "daß über
einen Naturraum, wie ihn die Oststeiermark mit der sich darin befindlichen
Siedlungsstruktur darstellt, es nicht geeignet erscheint, ein solches Projekt
durchzuführen". Denn laut Aussagen von Dr. Binder ( Direktor der Steweag
) braucht die Steiermark die geplante 380 – KV – Leitung nur zu ¼
bis zu maximal 1/3 zur Spitzenstromabdeckung.
Bürgermeister Grassl nennt als weitere Argumente, die gegen einen
Bau dieser Leitung sprechen, die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes,
mögliche gesundheitliche Auswirkungen und die Möglichkeit durch
diese Trasse Atomstrom zu transportieren.
3) Wie ist Ihre Meinung zu dem Gutachten von Dr. Kurt W. Edwin und
Dr. Ing. Hans Glavitsch?
Nach Meinung von Bürgermeister Leopold können Dr. Edwin und
Dr. Ing. Glavitsch keineswegs die medizinischen, ökologischen und
sonstigen Auswirkungen einer solchen Leitungsanlage auf die betroffene
Bevölkerung bzw. betroffene Landschaft beurteilen.
Bürgermeister Grassl ist der Ansicht, daß das Gutachten Edwin/Glavitsch
sehr einseitig aus der Sicht des Verbundes ausgeht und das die Argumente
für die Ringleitung nicht sehr überzeugend wirken.
4) Stichwort: "Burgenlandmast". Kann man da noch von einer "Schonung
der Landschaft" , sprechen, mit solchen Ausmaßen?
Herr Leopold sieht in der Masthöhe bzw. in der Ausformung des Mastes
ein "Dilemma"; denn wird der Mast verkleinert, sind die Strahlungen wesentlich
näher an Pflanzen, Tier und Mensch. Ist der Mast höher, verschlechtert
sich das optische Erscheinungsbild in der Landschaft.
Bürgermeister Grassl erklärt, daß eine "solche Leitung
in dieser Dimension immer eine starke Beeinträchtigung der Landschaft
bewirkt und dem könne auch ein "Burgenlandmast" nicht entgegenwirken."
5) Glauben Sie, daß es zu gesundheitlichen Auswirkungen bei
Bewohnern in der Nähe einer Trasse kommen kann?
Bürgermeister Leopold liegen Ergebnisse verschiedener Studien vor,
die sowohl Strahlungen, als auch Lärmbelästigungen aufweisen.
Herr Grassl befürchtet, daß es "auf jeden Fall" zu gesundheitlichen
Auswirkungen auf Bewohner, die in der Nähe der Leitung leben, geben
wird.
6) Wird nach der Fertigstellung des Österreich - Ringes der
Transport von Atomstrom vom Osten nach Westeuropa ( Italien ) möglich
sein?
Der Anteil des Atomstromes am Stromimport 1993
betrug 12,2%, erklärt Bürgermeister Leopold, und derzeit liege
der Wert doppelt so hoch. Ein Bau der 380 – KV – Trasse würde nur
dazu dienen, daß der Anteil an Atomstrom, der durch Österreich
fließen würde, wesentlich höher wäre.
Bürgermeister Grassl ist davon überzeugt, daß es Atomstromtransporte
geben wird.
7) Wenn der Atomstrom - Transport ermöglicht wird, bedeutet
das doch die Fertigstellung der Atomkraftwerke im Osten und somit
bestünde dann eine Gefahr für ganz Mitteleuropa. Ihre
Meinung dazu?
Bürgermeister Leopold meint, daß man nur mit einer leistungsfähigen
Netzstruktur in der Lage ist, am Stromhandel teilzunehmen und im "Sinne
der Stromliberalisierung in der EU können dadurch die Großabnehmer
dort einkaufen, wo der Strom am kostengünstigsten ist"
Bürgermeister Grassl ist der Meinung, daß wirtschaftliche
Gründe die Ostblockländer zwingen werden, die Atomkraftwerke
fertigzustellen und im Hinblick auf die unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen
sei eine Gefahr für ganz Mitteleuropa zu erwarten.
8) Wurden Sie als Bürgermeister von .... in Verhandlungen bzw.
Gespräche von der Verbundgesellschaft über die genaue Planung
miteinbezogen?
Diese Frage wurde von Bürgermeister Leopold und von Bürgermeister
Grassl mit "nein" beantwortet.
9) Was werden Sie in Zukunft gemeinsam mit den Bürgern für
bzw. gegen einer Errichtung dieser 380 - KV - Trasse unternehmen?
Die Vorgangsweise wurde von Bürgermeister Leopold kurz zusammengafaßt:
Die Gesetzesprüfung des Starkstromwegegesetzes und eine Trassenfindung
laut UVP über die gesamte Oststeiermark werden eingefordert. Ebenso
sei es wichtig, meint Leopold, daß die betroffenen Gemeinden ständig
mittels Fakten auf die Gefahren einer solchen Leitung aufmerksam machen.
Es wurde eine verfassungsrechtliche Prüfung des Starkstromwegegesetzes
verlangt und weiterer Punkt ist die Einforderung einer Bedarfsprüfung,
erklärt Bürgermeister Grassl. Weiters sei es noch ein langer
Weg zum Bau dieser 380 - KV - Leitung, wenn sich die Gründeigentümer
weigern, ihre Gründstücke für den Bau zur Verfügung
zu stellen.
Politische
Reaktionen der Landtagsfraktionen
Um die aktuellen Stellungnahmen der einzelnen politischen Parteien des
steiermärkischen Landtages zu erfahren, schickte ich an die jeweiligen
einen ausgearbeiteten Fragebogen mit den folgenden fünf Fragestellungen:
1) Ich bitte Sie um eine allgemeine Stellungnahme
zur Trasse bzw. im konkreten, ob Sie für oder gegen den Bau dieser
380 - KV - Leitung sind?
Das Liberale Forum sprach sich eindeutig für den Bau aus, mit der
Begründung, daß dies eine wichtige Infrastrukturmaßnahme
für Österreich sei., wobei betont wurde, daß das LIF strikt
gegen Kernenergie auftritt und alles tun werde, um daraus auszusteigen.
Die Grünen kämpfen gegen das Projekt und unterstützen
die Bürgerinitiativen. Sie sind der Meinung, daß solche Projekte
gegen alle Bemühungen entgegenlaufen, regionale Energieerzeugungs-
und Energieversorgungsstrukturen zu stärken. Ihrer Ansicht nach setzen
die Bundesregierung und der Wirtschaftsflügel der ÖVP mit dieser
Trasse ein "völlig falsches Signal für die Zukunft".
Die ÖVP will neutral bleiben und versucht alles objektiv auf den
Tisch zu legen. Sie behaupten wenig Einfluß darauf zu haben, weil
für solche Vorhaben das Bundesministerium für Wirtschaft und
der Verbund zuständig seien.
Die FPÖ ist nur für eine Errichtung der Trasse, wenn aus einer
UVP hervorgeht, daß keine Gesundheitsgefährdung der betroffenen
Bevölkerung besteht, sowie wenn der Bau unter möglichster Schonung
von Naturlandschaften durchgeführt wird.
2) Können Sie gerechtfertigte Gründe für bzw. gegen
einen Bau nennen?
Das LIF befürwortete das Projekt insofern, daß diese 380
- KV - Trasse die Lücke im Burgenland und in der Steiermark schließen
würde und somit die Ringleitung durch Österreich komplett wäre.
Ebenso wichtig sei es aber, mit der Energie sparsam umzugehen und deshalb
nicht sorglos neue Leitungen oder Kraftwerke gebaut werden sollen, ohne
überlegt zu haben, wie man bewußter mit der vorhandenen Energie
umgehen würde.
Die Grünen zählten keinen einzigen Grund für den Bau
auf, dafür aber zahlreiche Argumente dagegen, wie z.B., daß
es keine Bedarfsprüfung für das Projekt gibt, die Trasse nur
dem Atomstromimport quer durch Europa dient, es keine Umweltverträglichkeitsprüfung
gibt, gesundheitliche Schäden von AnrainerInnen nicht auszuschließen
sind, die Folgen erst Jahre später sichtbar werden usw.
Die ÖVP legt ganz konkret die Pro- und Kontra - Argumente auf den
Tisch, die ausdiskutiert werden sollten und meinen, daß es immer
bei einem Projekt Befürworter und Gegner geben wird.
Die FPÖ meint, daß der Verlust von Strom auf dem Transportweg
weitgehend verhindert werden könnte durch die 380 – KV – Trasse; das
weiters Arbeitsplätze gesichert werden könnten und das eine solche
Leitung für Betriebsansiedlungen, wie MAGNA bei Gleisdorf notwendig
wäre. Als Gründe gegen den Bau, nannte die FPÖ Bedenken
über mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen, die Notwendigkeit
der Trasse und die Bedenken der Bürger. Sie erklärt, daß
eine Bedarfserhebung
ebenso notwendig wäre, wie die Einholung neuer Gutachten über
mögliche gesundhheitsschädliche Auswirkungen.
3) Wurden Sie als Politiker in Verhandlungen bzw. Gespräche
von der Verbundgesellschaft über die genaue Planung miteinbezogen?
Das LIF, die FPÖ und die Grünen beantworteten diese Frage
kurz mit "NEIN", auch die ÖVP wurde nicht miteinbezogen. Sie erklärten
aber, daß es ein Mal eine Vorstellung der Studie für politische
Referenten gab.
4) Wie ist Ihre Haltung gegenüber der Erstellung einer Umweltverträglichkeitsprüfung?
Das LIF ist der Meinung, daß sich die Betreiber dieser Prozedur
nicht unterziehen müssen, weil das Projekt zu einem Zeitpunkt eingerreicht
wurde, als es das Gesetz einer Umweltverträglichkeitsprüfung
noch nicht gab. Allerdings treten sie vehement dafür ein, daß
sich die Betreiber freiwillig einer UVP unterziehen, aufgrund der Anliegen
der Anrainer und um auf diesen Weg die Argumente gegen einen Bau entkräftigen
zu können.
Die Grünen halten sowohl eine Umweltverträglichkeitsprüfung,
als auch eine Bedarfsprüfung für unbedingt notwendig.
Die ÖVP ist der Ansicht, daß die UVP in Ordnung ist, wenn
sie gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die FPÖ unterstützt die Forderung einer Erstellung einer UVP,
die allerdings von einem unabhängigen Gremium objektiv durchgeführt
werden sollte. "Spricht sich eine solche UVP für die Durchführung
des Projektes aus, bestehen für die FPÖ keinerlei Bedenken gegen
die Errichtung der 380 – KV – Leitung".
5) Was werden Sie in Zukunft gemeinsam mit den Bürgern für
bzw. gegen eine Errichtung dieser 380 - KV - Trasse unternehmen?
Das LIF wird dafür eintreten, daß die Trassenführung
so gestaltet wird, daß die BürgerInneninteressen so weit wie
möglich berücksichtigt werden und sie werden die freiwillige
Unterziehung der UVP der Betreibergesellschaft fordern.
Die Grünen werden weiterhin an Demonstrationen gegn das Projekt
teilnehmen und sie werden Anträge gegen die Trasse im Landtag einbringen.
Dazu kommt, daß die Grünen zahlreiche Initiativen steirischer
Gemeinden zur Novellierung des Naturschutzgesetzes unterstützt.
Die ÖVP erklärt, daß es jetzt eine Verfassungsgerichtsüberprüfung
hinsichtlich des Starkstromwegegesetzes aus 1968 gibt und überprüft
wird, ob es den heutigen Anforderungen noch gerecht werden kann. Weiters
wird erklärt, daß die ÖVP nur eine Hilfestellung leisten
kann, weil sie einfach zu wenig Einfluß hat.
Die FPÖ setzt sich mit den betroffenen Bürgern und Gemeinden
dafür ein, daß im Falle der Realisierung des Projektes die Trasse,
unter größtmöglicher Schonung von Natur und Umwelt und
unter Bedachtnahme auf die Gesundheit, errichtet wird.
Die SPÖ gab keine Stellungnahme in Bezug auf meine Fragestellungen
ab.
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